Jean Frising Exphimo Nach dem grossen Völkerringen der Jahre 1939-1945, kam das Briefmarkensammeln in den fünfziger Jahren wieder zu Ehren und erlebte eine erfreuliche Erneuerung und Verbreitung. Aber das Sammeln wie in früheren Zeiten wurde beschwerlicher; zu vielfältig und zahlreich waren die Ausgaben neuer Birefmarken. Eine neue Sammlerart kam auf: das Sammeln nach den auf den Marken dargestellten Motiven. Die Skeptiker aber, besonders die klassischen Sammler, belächelten die «Bildchensammler». Die Entwicklung dieser Sammelart war aber so schnell, dass bei vielen Ländersammlungen von früher heute der Motiv- und Spezialsammler erkannt werden kann. Mit der 1955 für die Luxemburger Motivsammler gegründeten Sammlervereinigung Philcolux begann auch in Luxemburg ein Plädoyer für die konstruktive Philatelie. Aus dem von den Altphilatelisten unternommenen Feldzug gegen diese neue Sammelart wurde nichts. Im Gegenteil, es kam zu einer angenehmen Verschmelzung zweier Sammelschichten, und die anfangs gefürchtete Verwässerung des Briefmarkensammelns blieb aus. Nach jahrelangem Ringen um die Gleichberechtigung der Motivsammler bei der Dachorganisation FSPL, haben es der langjährige Philcolux-Präsident Georges Heischling und sein Nachfolger Willy Serres nicht nur fertig gebracht den Motivsammlern ihre Existenzberechtigung zu sichern, sondern auch mit grosser Schaffenskraft und schöpferischer Initiative der konstruktiven Philatelie zu ihrem heute nicht mehr wegzudenkenden Stand verholfen. Noch nicht aus den Kinderschuhen entwachsen, veranstaltete die Philcolux bereits 1959 die erste Exphimo, deren einzelne Exponate sich ausschliesslich mit der Bearbeitung des Themas «Kurbad Mondorf» in Gegenwart und Zukunft befasste. Es war eine Bildergalerie in Miniatur, welche die Entwicklung des Staatsbades plastisch vor Augen führte. Dass es möglich sein sollte, eine ganze Ausstellung mit nur Motiven über Mondorf zu beschicken, schien anfänglich den Organisatoren ein unmögliches Vorhaben. Dass sich schliesslich aber 35 inländiche Sammler finden liessen, die philatelistische Bearbeitung des Themas «Bad Mondorf» zu übernehmen, war alsdann eine angenehme Überraschung. Dass diese thematische Realisation restlos gelungen war, davon konnten sich während einer ganzen Woche die vielen Besucher überzeugen. Es war deshalb nicht verwunderlich, dass das «neuartige» Ereignis, sowohl im In- als auch im Ausland lebhaftes Interesse weckte und dass Radio und Tele-Luxemburg, sowie Rundfunk Saarbrücken bei der Eröffnung der Ausstellung vertreten waren, um diese philatelistische Veranstaltung in Ton und Bild einzufangen. Innerhalb der Luxemburger Sammlerföderation konnte in den folgenden Jahren eine Zusammenarbeit aufgebaut werden, die dafür sorgte, dass die neue Sammelmethode, den gleichen Rang neben den anderen einnehmen durfte. Auch war des öfteren der Zweck einer Wohltat im wahrsten Sinne des Wortes mit der Exphimo eng verbunden. Erwähnenswert ist die Veranstaltung von 1962, wo der Erlös aus dem Verkauf der Sonderumschläge der «Fondation Prince Jean - Princesse Joséphine Charlotte» als Beitrag für den Bau der Kinderklinik zugeführt wurde. Durch die Partnerschaft mit der belgischen Smmlervereinigung «Salm Phila Club Vielsalm», erhob sich die Exphimo bereits ab 1964 auf die internationale Ebene. 1966 folgte die Partnerschaft mit der französischen Union des sociétés philatéliques de la Moselle». Musikalische Darbietungen und Gesangeinlagen standen des öfteren auf dem Programm bei Exphimo- Eröffnungsfeiern. Vorstandmitglied Musik-Professor Roby Henx hat eigene Kompositionen für die Philatelie geschaffen. Wir erwähnen u.a. das «Timbresammlerlidd», den Philcolux- Marsch und den schmissigen FSPL-Marsch. Am Klavier begleitete Gaby Alf den Tonschöpfer, während Christiane Join bei Gesangeinlagen die Darbietungen übernahm. Die 10. Exphimo im Jahre 1969 promovierte endlich als Vereinsausstellung zur offiziellen thematischen Ausstellung des Landesverbandes. So war es auch Postdirektor Joseph Heinen gegönnt, als Nachfolger von Postdirektor Emile Raus, die Philcoluxmannschaft für die Promotion und dem völlig neuen Charakter der Veranstaltung zu beglückwünschen. Seitdem die Exphimo den Rahmen einer regionalen Ausstellung sprengte und zur Nationalen wurde, durften die Presseleute in ihren Berichten mitteilen, dass die Zahl 14 der Aussteller kontinuierlich zunahm und mit ihren ansprechenden Exponaten mehrmals über 200 Rahmen belegten. Mit der Exphimo ‘73 wurden die Erinnerungen an die Schmalspurbahn «Jangli» wachgerufen und Präsident Georges Heischling referierte über die 15-jährige Entwicklung der Pfingstmanifestation. Die Kurverwaltung erkannte Heischling als den «Vater» dieser alljährlichen Ausstellung und erinnerte an die «Kassandra»-Rufe der klassischen Philatelisten, als seinerzeit die konstruktive Philatelie aufgebaut wurde. Wer über die Lieder der Troubadours, der Ritter, die als Sänger und Dichter von Burg zu Burg zogen und die Minne, die ritterlichen Tugenden besangen, oder über die Elementarlehre der Musik, der Nationalhymnen, die europäischen Komponisten, über Robert Stolz und Franz Liszt, die deutsche Literatur, das Welt-Theater, usw. viel Geschichtliches und Aktuelles erfahren wollte, dem durften 1977, 1981 und 1991 die vielen vorbildlich aufgemachten Exponate im Zeichen der Themen «Musik, Theater und Literatur» von grossem Nutzen sein. Die Exphimo 1980 mit dem Thema «Druck-Papier-Presse» war eine gut gelungene Gemeinschaftsarbeit der Philcolux mit der gleichnamigen internationalen Motivgruppe, der luxemburgischen Nationalbibliothek und der Sankt-Paulus-Druckerei. Die Exponate zeigten äusserst vortrefflich, dass auch die Briefmarke auf der selben Ebene wie die Informationspresse zum Kommunikationsmittel geworden ist. Die positive Erfahrung veranlasste die Veranstalter dazu das gleiche Thema nochmals 1991 und 2004 zu wiederholen. Das gewählte Thema «Religion und Philatelie» zu den Exphimo-Auflagen 1982 und 1993 wurde in Verbindung mit dem Motto des St. Gabriel-Weltbundes «mache die Briefmarke nicht zu deinem Gott, aber ein Weg zu Gott soll sie dir sein» gebracht, das der 1982 speziell aus Brasilien angereiste Weltbund-Präsident Euclydes Pontes den Organisatoren als Grussbotschaft überbrachte.